Peter Walter informiert über naturnahes Gärtnern und Wildbienenschutz

Auf Anregung von unserem Grünen Ortsratmitglied Rika Everding und organisiert vom Ortsrat
Scheie fand am 20. März 2023 im Dorfgemeinschaftshaus Scheie ein Vortrag zum Thema
„Naturnahes Gärtnern und Wildbienenschutz“ statt.


Das Insekten- und Artensterben hat das Thema Biodiversität ins Bewusstsein und die Presse
geholt. Optimismus rückwärts gesprochen heißt Sumsi mit Po, so führte Peter Walter aus.
Und sein Garten ist Anlass zu Optimismus. Er ist ein toller Beleg dafür, dass Hausgärten einen
wertvollen Beitrag als Trittsteinen und Refugien zum Erhalt der Artenvielfalt leisten können, in
kleiner und größerer Dimension. Ein bienenfreundlicher Garten ist auch ein Highlight für viele
andere Insekten, wie Falter und Schmetterlinge, Käfer und letztlich damit auch für alle anderen
Tiere der Nahrungskette wie Singvögel und Fledermäuse.


Referent war Peter Walter. Er lebt seit 18 Jahren in Bückeburg und war 7 Jahre lang Vorsitzender
der Ortsgruppe des Nabu Bückeburg. Als Wildbienenenthusiast hat er sich nach und nach viel
praktisches Wissen über diese spannenden Insekten angeeignet. Er hat mehrmals in der Zeit-
schrift „Kraut und Rüben“ über Wildbienen im Garten Beiträge veröffentlicht. Seine Homepage
https://www.wildbienen-und-co.de/ ist einen Besuch wert. Mit viel Geduld sind ihm tolle Fotos
von Wildbienen gelungen, die halfen, seine Begeisterung auf die mit 33 Teilnehmern gut be-
suchte Veranstaltung zu übertragen.


Am Anfang seiner Zeit in Bückeburg, zu Beginn seiner Gartengestaltung interessierte er sich
noch nicht besonders für Wildbienen und ihre Bedürfnisse. Umso beeindruckender ist die Viel-
falt der Bienen, die sich in wenigen Jahren in seinem Garten einstellten. 2017 stellte er die ers-
ten Nisthilfen für Wildbienen auf, jetzt brummen und sausen bald tausende Mauerbienen an
ihnen. Und nicht nur diese relativ anspruchslose Art hat sich eingestellt, sondern auch eine
große Vielfalt verschiedener Bienengattungen und -arten, wie Mauerbienen, Schmalbienen,
Blau-schwarze Holzbiene, Grabwespen, Sandbienenarten, Waldschenkelbiene, Hosenbienen,
Blattschneiderbienen wie die Hahnenfußscherenbiene, Kuckucksbienen, aber auch Insekten wie
Rosenkäfer, Wollschweber, um nur einige zu nennen. Dazu hat beigetragen, dass viele unter-
schiedliche Teilbereiche im Garten angelegt wurden.


Es gibt etwa 600 Wildbienenarten in Deutschland, von denen ca. 350 in Niedersachsen anzutref-
fen sind. Honigbienen leisten höchstens 50% der Bestäubungsleistung der Insekten, Wildbienen
und andere Insekten werden oft in ihrer Wichtigkeit unterschätzt. Daneben sind sie auch Le-
bensgrundlage für unsere Singvögel, denen sie als Nahrung dienen.
Bienen gibt es hier in Größen von 6 – 30mm Länge. Mit ihrem Pelz sind sie niedliche fliegende
Teddybärchen und stechen nicht. Viele Wildbienen auf ganz bestimmte, von Art zu Art oft sehr
unterschiedliche Nahrung; Nistmöglichkeiten und Nistmaterialien angewiesen.
Es gibt Allrounder und wahre Spezialisten. Eine abwechslungsreiche Gartengestaltung ist daher
Grundlage einer größeren Artenvielfalt im Garten. 75 % der Wildbienen nisten im Boden.
Steinmauern mit Erde in den Fugen, Steinbeet, Sumpfarium, Sandarium (z.B. in Zinkwannen) so-
wie sauber gebohrte Löcher (2-8mm Durchmesser) in Tonziegeln, Laubbaumholzblöcken
(nicht im Stirnholz), Bambusröhren ohne fransige Kanten, senkrecht einzeln aufgestellte
Markstängel, Totholz, das verrotten darf u.a.m. eignen sich gut für verschiedene Arten.Nisthilfen helfen Wildbienen nur dann, wenn auch die Nahrungsgrundlage da ist. Daher sind die
Pflanzen in der Nähe der Nistplätze viel wichtiger als die Nisthilfen. Wildbienen fliegen nur we-
nige hundert Meter weit. Wer Wildbienen fördern will, pflanzt Blühpflanzen an, die Pollen und
Nektar liefern, am besten so gemischt, dass das ganze Jahr über Nahrung zu finden ist.
Schotter“gärten“ sind in Niedersachsen seit 2012 verboten und pflegeleicht sind sie auf Dauer
absolut nicht. Gefüllte Blüten, Knospenheide, Kirschlorbeer und Forsythie bringen unseren In-
sekten nichts.
Jetzt im Frühjahr sind die Frühblüher gut, Weide, Traubenhyazinthe, Krokus, Tulpen, Christrosen,
Winterlinge u.a.m. Im Gras des Rasens sind ein Gänseblümchenteppich, Löwenzahn und Klee
eine große Bereicherung. Mähroboter halten das Gras so kurz, dass nichts für Insekten passen-
des mehr wächst, – einmal im Monat mähen ist da viel besser. Inseln mit Blühwiesen sind ideal.
Gamander-Ehrenpreis, Behaartes Springkraut, Braunelle, Pippau, Ferkelkraut, Herbstlöwenzahn,
Königskerze, Rosen, Natternkopf, alle Glockenblumen (auf Glockenblumen haben sich 15 Wild-
bienenarten spezialisiert), generell alle Korbblütler, Flockenblumen, Reinfarn, Küchenschellen,
Steingartenpflanzen, Skabiosen, Ziest wie Wollziest, Katzenminze, Wegwarten, Edeldisteln,
Kornblume, Flockenblumen, Sedum, Hornklee, Kuckuckslichtnelke, Hufeisenklee, Ochsenauge,
Obstbäume (auch die Zierformen mit Minifrüchten), Sträucher und Büsche wie der gemeine
Schneeball, Feuerdorn, Gemeine Felsenbirne sind alle empfehlenswert. Wiesen sollte man mit
regionalem Saatgut anlegen und im Juni die Hälfte sensen, bei Stauden kann man die Stängel
bis Ende März stehen lassen, da in ihrem Mark auch Wildbienen nisten.


Hier noch ein paar ergänzende Tipps:
Oft haben Firmen auf ihrem Gelände relativ öde Flächen, die sich leicht ökologisch aufwerten
lassen. Sie anzusprechen, dort etwas für Insekten anzulegen, ist eine gute Sache.
Bei Maßnahmen zur Förderung von Insekten im Garten sollte man die Gegebenheiten vor Ort
nutzen: Bei weitverbreiteten Lehmböden ist eine isolierte Insel mit Sandboden nur mit großem
Aufwand einzurichten und im Charakter zu erhalten. Die Insekten der Umgebung sind auch da-
rauf nicht eingestellt, die dafür typischen Insekten stellen sich kaum oder langsam ein.
Beim Saatgut sollte man auf regionale Saaten achten, bei Blühmischungen für die Wiese darauf,
dass nicht vorwiegend einjährige Pflanzen darin sind. Die Firma Rieger -Hofmann ist da gut,
auch für Beratung.
Nisthilfen für Wildbienen bieten auch anderen Insekten Schutz zur Überwinterung.
Man kann auch spannende Beobachtungen von Parasiten an den Bienen machen.
Bei den handelsüblichen Nisthilfen muss man darauf achten, dass die Ränder der Röhren und
Löcher sauber und glatt sind: die rückwärts hineinkriechenden Bienen können sich sonst leicht
die Flügel verletzen. Behausungen für Ohrenkneifer sind im Insektenhotel nicht sinnvoll, da sie
die Brut verspeisen.


Martin Fricke, Mitglied des OV BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Bückeburg

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